Strom, Yale

Von Jean-Gabriel Davis

Yale (Yitskhok) Strom wurde 1957 in Detroit, USA, geboren und ist ein Ethnologe, Violinist, Komponist, Autor, Fotograf, Lehrer und Filmemacher.

Seine Eltern, jiddischsprachige Menschen litauischer, deutscher, ukrainischer und weißrussischer Herkunft, haben ihn in der Liebe der jüdischen Tradition erzogen. Eine Erziehung, die sowohl kulturell (Musik, Lieder, traditionelle Gerichte) als auch religiös (sie gingen in die Synagoge, halten sich an die Kaschrut…) war. Jedoch waren Yales Eltern progressiv und von einem politischen Bewusstsein geprägt, und schickten ihr Kind auf eine öffentliche Schule.

Mit acht Jahren begann Yale, der ein gutes musikalisches Gehör hatte, auf Anraten eines Lehrers Geigenunterricht zu nehmen. Beide Eltern spielten ein wenig Klavier und seine Mutter liebte klassische Musik. Sein Vater wiederum liebte es, die chassidischen Niggunim zu singen, die er als Kind gehört hatte. Im Alter von 12 Jahren zog Yale mit seiner Familie nach San Diego. Zwei Jahre später vernachlässigte er seine Geige ein wenig und hing lieber mit seinen Freunden herum. Um ihn wieder zu motivieren, erzählte ihm sein Musiklehrer von einem Jugendorchester, das bald Vorspiele veranstaltet würde. Yale, der den Wettbewerb liebt, begann, sein Instrument zu üben, um in das Orchester aufgenommen zu werden. Am Tag des Vorspiels stand er unter großem Stress und war überzeugt, dass er versagen wurde. Doch zwei Wochen später erhielt er einen Brief, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er in das Orchester aufgenommen wurde. Das war ein echter Auslöser. Die Tatsache, dass er mit anderen jungen Musikern zusammenspielte und für Konzerte arbeitete, gab ihm die Lust am Musizieren zurück, und er übte nun regelmäßig an seinem Instrument. Er blieb etwa sechs Jahre lang in diesem Orchester.

An der Universität studierte Yale Strom amerikanische Zivilisation und Tischlerei. Er spürte jedoch, dass er für das Handwerk nicht geeignet war. Er begann daher ein Jurastudium, das er jedoch nicht abschloss.

Im Alter von 23-24 Jahren wollte er seine eigene Klezmer-Band gründen, aber mit einem Originalrepertoire. Zwar kannte er Melodien in den bereits existierenden Partitursammlungen finden, aber das interessierte ihn nicht. Er brauchte etwas Neues. Er fragte sich, ob es in Osteuropa noch unbekannte jüdische Melodien gab.

Nach einigen Recherchen besorgte er sich die Adresse eines jüdischen Altenheims in Zagreb im ehemaligen Jugoslawien (heute Kroatien). 1981 kaufte er ein Flugticket nach Wien und begann dort seine erste ethnografische Expedition. Von Wien aus reiste er nach Zagreb und erreichte nach einem 10 km langen Fußmarsch schließlich das Altenheim. Dort verbrachte er 10 Tage damit, Geschichten und Melodien von den Bewohnern zu sammeln.

1982 gründete er sein eigenes Klezmer-Orchester: Hot Pstromi.

1984 brach er erneut zu einer zweiten Expedition auf, wieder mit der Idee, jüdische Melodien und die dazugehörigen Geschichten zu sammeln. Im Laufe von über 30 Jahren unternahm er mehr als 70 solcher Reisen. Auf einer seiner Expeditionen entdeckte er in einer verlassenen Synagoge in Carei, Rumänien, Partituren kantoraler Musik. Er ließ sich davon inspirieren, um seine Stücke für Streichquartett „In The Memory Of …“ zu komponieren.

1998, als er ein anerkannter Klezmer-Musiker war, wurde er gebeten, eine Symphonie für das 50-jährige Jubiläum des Staates Israel zu schreiben. Er war auch der erste Klezmer-Musiker, der bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen auftrat.

Mit 15 CDs reicht sein musikalisches Spektrum von traditioneller Klezmer-Musik bis hin zu „neuer“ jüdischer Musik. Seit seinen Anfängen komponiert er seine eigenen Melodien, die Klezmer, chassidische Niggunim, Roma-Musik, Jazz, klassische Musik, Balkan-Musik und sephardische Musik miteinander verbinden.

Yale Strom ist jiddischsprachig und setzt die Tradition fort, neue jiddische Lieder zu komponieren, die sich mit humanitären oder sozialen Themen befassen. Er spielt auch mit weltberühmten Musikern wie Andy Statman, Alicia Svigals, Mark Dresser, Salman Ahmad

Er ist Autor von 15 Büchern (ethnografische, musikwissenschaftliche, Fotobücher, Kinderromane, Musikmethoden und Partituren). Alle handeln von der jüdischen oder Roma-Kultur. The Book of Klezmer: The History, The Music, The Folklore, veröffentlicht 2002, ist ein über 400 Seiten starker Band mit Originalfotos und Partituren, die er während seiner zahlreichen Expeditionen in Mittel- und Osteuropa gesammelt hat. Im Jahr 2005 veröffentlichte er A Wandering Feast: A Journey through the Jewish Culture of Eastern Europe, das sowohl ein Kochbuch als auch ein Reisetagebuch ist. Er ist auch der erste, der eine Biografie des berühmten Klezmer-Klarinettisten Dave Tarras: The King of Klezmer veröffentlicht hat, die seltene Fotos und Partituren enthält.

Yale Strom hat 10 preisgekrönte Dokumentarfilme gedreht, darunter: The Last Klezmer: Leopold Kozlowski, His Life And Music (1994), Klezmer on Fish Street (2003) und A Man From Munkacs: Gypsy Klezmer (2005).

Quellen:
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Yiddish Book Center: Wexler Oral History Project
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Die Webseite von Yale Strom

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