
Semjon Kalinowsky, Bratsche – Torsten Laux, Orgel
Die CDs „Bible poems” und „Jewish prayer”, die 2021 bzw. 2012 bei Ambiente Audio erschienen sind, bieten uns die Gelegenheit, die musikalischen Werke von etwa fünfzehn Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts zu entdecken oder wiederzuentdecken, die von der jüdischen Liturgie oder der Bibel inspiriert sind. Einige dieser Stücke wurden für Bratsche und Orgel arrangiert.
In der jüdischen Tradition ist das Repertoire für Orgel und Soloinstrument in der Regel ziemlich begrenzt. Der erste Gebrauch der Orgel wird an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert erwähnt, insbesondere in Prag. Aber erst in der Zeit der jüdischen Aufklärung (Haskala) im 18. und 19. Jahrhundert etablierte sich dieses christliche Instrument par excellence in den reformierten Synagogen Deutschlands (1810 in Seesen), Frankreichs (1851) und Osteuropas. Heute wird die Orgel in den meisten Synagogen nicht mehr verwendet.
In diesem Bewusstsein lassen der Bratschist Semjon Kalinowsky und der Organist Tosten Laux auf ihren CDs „Bible poems” und „Jewish prayer” einige Stücke dieses Orgelrepertoires (Werke von Louis Lewandowski, Joseph Sulzer, Friedrich Gernsheim, Alain Jehan, Fernand Halphen…) sowie Bearbeitungen bekannter Werke wie Kol Nidre von Max Bruch, Kaddish von Maurice Ravel oder Prière (Gebet) von Ernest Bloch. Diese beiden CDs lassen auch weniger bekannte Komponisten wie Albert Kellermann, Joachim Stutschewsky, Jaromir Weinberger und Siegfried Würzburger entdecken. Torsten Laux interpretiert darauf auch zwei seiner eigenen Kompositionen: Meditation und Schalom.


Wie die Revue Musica Sacra (2023 – 4) feststellt, „ Diese CD ist christlich-jüdischer Dialog par excellence! Der aus der Ukraine stammende, in Lübeck lebende Bratschist Semjon Kalinowsky engagiert sich bereits seit vielen Jahren für die Wiederentdeckung der Werke jüdischer Komponisten (u. a. ist er Herausgeber des 2021 erschienenen Bands Prayer of Remembrance mit Orgelwerken jüdischer Meister, Strube VS 3607). Bible Poems ist seine inzwischen dritte CD mit Einspielungen von Werken für Viola und Orgel. Al Aufnahmeort ist die historische Ibach-Orgel in der St.-Antonius-Kirche Fleckenberg (Sauerland) gewählt, die 1865 für die Aachener Synagoge gebaut worden war und später an ihren heutigen Standort kam. Sie ist die größte erhaltene Ibach- Orgel und zugleich eine von nur zwei erhaltenen historischen (ehemaligen) Synagogen- Orgeln in Deutschland. Ihre Disposition ist noch sehr klassisch gehalten und zeigt erst behutsame Ansätze ›romantischer‹ Klangästhetik. Umso erstaunlicher, was Torsten Laux aus diesem Instrument herausholt. In einer symphonischen Herangehensweise wird er zu einem Klangmagier, der mit seinem Spiel von den ersten Tönen an zu fesseln weiß. Kalinowskys Bratschenspiel steht dem in nichts nach: Mit herb-melancholischem Klang bringt er die Saiten zum Singen, sodass sich im Zusammenspiel zwischen beiden Musikern bezaubernde Klanggemälde entwickeln.“
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- Artikel lesen: „Die Orgel in der jüdischen Tradition”

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