Cheikh Raymond – Anthologie

Originalaufnahmen 1937 - 1961

Universal Classics & Jazz France, 2011

Seit seinem Tod am 22. Juni 1961 schwankten die Originalplatten von Cheikh Raymond Leyris vom Status eines Relikts zum Mythos. In Frankreich hielten Exilanten aus einem verlorenen Land alte Vinylplatten in Ehren, und manchmal hörte man im Gemeinschaftsradio oder in einem melancholischen Dokumentarfilm eine erhabene Stimme aus dem ehrwürdigen Knacken einer veralteten 78er-LP hervorkommen.

Cheikh Raymond war der große Architekt der Wiederbelebung der arabisch-andalusischen Musik aus Konstantinopel, des Malouf. Heute vereint eine Anthologie auf 3 CDs seine Aufnahmen, die zwischen 1937 und 1961 entstanden sind. So kann die Stimme mit dem etwas nasalen Timbre und den luftigen Melismen von Cheikh Raymond wieder zu Gehör gebracht werden. So können seine Musikstücke, die mit der Präzision eines Goldschmieds gemeißelt und mit der Inbrunst eines Musikers, der sich ganz seiner Kunst verschrieben hat, vorgetragen werden, wieder ihr Aroma verströmen.

Geschichtsinteressierte kommen ebenfalls auf ihre Kosten, da die Neuauflage mit einer spannenden Biografie einhergeht, die das Leben des Musikers vor dem schmerzhaften Hintergrund des Endes der französischen Kolonialzeit darstellt. Der Autor Bertrand Dicale stellt alle Zutaten zusammen, die den explosiven Cocktail bilden, der zur Ermordung von Cheikh Raymond führt. Bei der Lektüre dieses Berichts wird einem die ganze Absurdität und der ganze Skandal bewusst. Der Mord an einem Mann, der für seine politische Haltung nicht bekannt war und der beim Volk beliebt war und in Harmonie mit allen Gemeinschaften lebte, wurde nie erklärt oder erklärt, sondern war der Beweis dafür, dass ein Punkt ohne Wiederkehr erreicht worden war. Zweifellos die grausamste und endgültigste Ehrung, die je einem Musiker zuteil wurde.

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