LITURGISCHE GESÄNGE VON SALOMON SULZER (1804-1890)

Wegbereiter des neuen aschkenasischen Synagogengottesdiensts im 19. Jahrhundert

Die schönsten liturgischen Lieder von Salomon Sulzer, dem Wegbereiter der neuen Synagogenmusik im Europa des frühen 19. Jahrhunderts

Salomon Sulzer, der als Begründer der neuen Synagogenmusik in Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts gilt, wurde am 30. März 1804 in Hohenems (Österreich) geboren. Nachdem man ihn von frühester Kindheit an im liturgischen Gesang geschult hatte, wurde er 1826, im Alter von 22 Jahren, für das Amt des Hauptkantors der neuen Wiener Synagoge engagiert. In diesem Gotteshaus, welches Traditionalisten und Reformisten vereinte, gestaltete Sulzer die Liturgie von Grund auf neu, indem er die traditionellen Melodien und Gesänge der hebräischen Gebete bewahrte, sie aber für Chor, Solisten und Orgel arrangierte. Außerdem zögerte er nicht, nicht-jüdische Komponisten, wie Schubert (1797-1828), Joseph Drechsler (1782-1852), Ignace von Seyfried (1767-1841), Franz Volkert (1778-1845) oder Vaclav Würfel (1790-1832) mit der Komposition neuer synagogaler Lieder zu betrauen.

Diese neue Liturgie des Wiener Ritus, wurde von Sulzer in einer beeindruckenden zweibändigen Sammlung namens Shir Zion (Das Lied von Zion) zusammengetragen, welche zwischen 1840 und 1865 (vielleicht auch 1866) veröffentlicht wurde und welche 150 Sabbat-Lieder und jüdische Festtagsmelodien für Kantor, Chor und Erwiderung der Gemeinschaft mit optionaler Orgelbegleitung, enthält.

In dieser Hinsicht kann Sulzer, als einer der Wegbereiter der Reform des aschkenasischen Synagogengottesdienstes angesehen werden, genauso wie Israël Lovy (1773-1832) in Paris, Maier Kohn (1802-1875) in München, Hirsch Weintraub in Königsberg (1838), Louis Lewandowski in Berlin (1840) oder Samuel Naumbourg in Paris (1845). Die verschiedenen Hazzanim komponierten Gebetsmelodien im reinsten tonalen Stil und bemühten sich, diese in Einklang zu den altbekannten Synagogengesängen zu bringen.

Salomon Sulzer starb am 17. Januar 1890 in Wien. Seine liturgischen Kompositionen werden noch heute in der Synagoge von Wien, aber ebenso auch in Frankreich (Paris, Strasbourg…) in Groß-Britannien und in den Vereinigten Staaten, gesungen.

Lesen Sie die Biografie von Salomon Sulzer

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