Von Hervé Roten
Léon Algazi wurde am 6. Februar 1890 in Epuresti (Rumänien) geboren und bewies bereits früh eine Begabung für die Musik. Nach einem kurzen Aufenthalt 1905 in Jerusalem, wo er sein Rabbiner-Studium begann, zog er 1908 nach Frankreich, um sein Theologiestudium im Séminaire isréalite de France abzuschließen. 1922 erhielt er schließlich sein Rabbiner-Diplom. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs, meldete er sich zunächst als Freiwilliger, bevor er 1915 nach Bukarest zurückkehrte. 1921 oder 1922 ging er nach Österreich, um bei Arnold Schönberg und im Besonderen bei Hans Eisler, Musik zu studieren. In Wien wurde er Dirigent des Jüdischen Theaters, bevor er 1924 schließlich nach Paris zurückkehrte.
Nachdem er am Pariser Konservatorium zugelassen wurde, lernte er unter André Gédalge Kontrapunkt und Fuge und unter Raoul Laparra und Charles Koechlin, die Komposition. Aus dem Studium unter dem Musikwissenschaftler Abraham Zvi Idelsohn, behielt er ein reges Interesse für die jüdische Folklore bei. 1925 veröffentlichte er Trois chansons populaires juives mit französischen Texten von Edmond Fleg, bei Max Eschig und Cie. 1928 schrieb er die Bühnenmusik für Dibbouk des Theaterensembles Gaston Baty. 1929 rief er die wöchentliche Radiosendung La voix d’Israël ins Leben. Anfang der 30er Jahre war er neben Vladimir Dyck, Mitbegründer der Mizmor, einer dem Verlaghaus Sabart zugehörigen Sammlung hebräischer Musik. 1937 wurde er Chorleiter des Chors der Großen Synagoge. Zudem unterrichtete zwischen 1936 und 1940 hebräischen Gesang an der Schola Cantorum (1936-40).
Während des Krieges flüchteten die Algazis zunächst nach Lyon, bevor sie schließlich, am 9. August 1943, in die Schweiz übersiedelten. Nach dem Krieg kehrte Léon Algazi nach Paris zurück und setzte seine musikalische Tätigkeiten, als Chorleiter, Komponist, Musikverleger, Gewerkschaftsvorsitzender für Dirigenten der religiösen Musik, Lehrer und Direktor der École israélite des Seminaire israélite de France, fort. Vollkommen unermüdlich schrieb er zahlreiche Artikel über die jüdische Musik [1]In einem von ihnen schrieb er: „Der Gesang ist die Seele des jüdischen Gebets. Eng mit dem Wort verbunden, erhebt er sich manchmal, allein, zum Himmel und diese „Fluchten“ sind die nicht … Lire la suite, versammelte 1957, den ersten internationalen Kongress der jüdischen Musik und initiierte gemeinsam mit Léon Pougatch, Jean Halpérin und Edmond Fleg, das erste Colloque des Intellectuels juifs de France.
Nachdem er 1961 zum Musikdirekter des Temples consistoriaux ernannt wurde, verstarb Léon Algazi schließlich am 1. März 1971. Er hinterließ der Nachwelt ein vielgestaltiges, dennoch aber noch nur wenig bekanntes Werk: Unter seinen Kompositionen mit liturgischem oder folkloristischem Charakter bleiben besonders der Service sacré [2]Bezüglich des Service sacré ist zu präzisieren, dass es sich um einen Samstagmorgen-Gottesdienst handelt, wie er in liberalen Synagogen in Frankreich, den Vereinigten Staaten, oder England … Lire la suite (New York, 1952), Orchestersuiten, Psalmen, Harmonisierungen traditioneller Lieder, sowie (wenn auch nur anekdotisch zu erwähnen) Musik für das Kino oder das Theater (Athalie, 1968), in Erinnerung. Da er selbst sephardischer Abstammung war, veröffentlichte Algazi ebenfalls eine Sammlung an Chants séphardis (London, 1958).
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1 | In einem von ihnen schrieb er: „Der Gesang ist die Seele des jüdischen Gebets. Eng mit dem Wort verbunden, erhebt er sich manchmal, allein, zum Himmel und diese „Fluchten“ sind die nicht minder wahre Erfahrung, religiöser Gefühle.“ |
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2 | Bezüglich des Service sacré ist zu präzisieren, dass es sich um einen Samstagmorgen-Gottesdienst handelt, wie er in liberalen Synagogen in Frankreich, den Vereinigten Staaten, oder England gefeiert wird. Der Emanu-El Tempel in New York, beauftragte Léon Algazi mit der Komposition des Service sacré. Im März 1952 wurde dieser schließlich, von Léon Algazi dirigiert, uraufgeführt. Die Erstaufführung des Stücks in Frankreich, fand am 21. März 1955 im Gaveau Saal, ebenfalls unter der Leitung Algazis, statt. |